Grüner Star bei Kindern

Große „Kulleraugen“ können gefährlich sein

von Jacqueline Heß

Kinder nehmen in den ersten Lebensjahren vor allem mit den Augen ihre Umgebung war. Selten kann dieser Sinn aber getrübt sein, u.a. wenn sie am sogenannten Glaukom leiden. Das Glaukom oder auch Grüner Star genannt, ist eine Augenerkrankung, die häufig mit einem erhöhten Augeninnendruck verbunden ist und unbehandelt zu Sehbeeinträchtigungen führen kann. Bei Kindern ist das Glaukom in den meisten Fällen angeboren (kongenital); es kann sich aber auch im Verlauf von anderen Augenerkrankungen (wie z. B. nach Linsen-Operationen) oder nach Verletzungen entwickeln.

thieme_Porträt„Das kongenitale Glaukom hat seine Ursache in der Fehlbildung im Abflusssystem des Auges. Es kommt zu einem Stau von Kammerwasser im Augeninneren und damit zu einer Erhöhung des Augeninnendrucks. Da das kindliche Auge noch sehr weich ist, ist eines der Frühzeichen dieser Erkrankung, dass die Augen größer werden und im Durch­­­­messer zunehmen. Das bedeutet, dass einerseits der Hornhautdurchmesser zunimmt, andererseits die Augenlänge über den natürlichen Verlauf hinaus steigt. Bei Kindern ist die erste Stufe eine operative Maßnahme, bei der die fehlerhaften Gewebsverwachsungen entfernt werden. Den erfahrenen Ärzten stehen heute mehrere Methoden für die Operation des kindlichen Glaukoms zur Verfügung“, so Prof. Dr. Hagen Thieme, Direktor der Universitätsaugenklinik Magdeburg.

Babyglaukom-Thieme-UntersuchungDas kongenitale Glaukom bei Kindern fällt zumeist Hebammen oder den Eltern selbst auf. Die Kinder können Augenschmerzen entwickeln aufgrund des hohen Augendrucks. Sie können durch Hornhauttrübungen schlechter sehen und sind insgesamt vom Verhalten „unleidlich“. Sie haben keine Lust zu spielen oder auch zu essen, manche haben wenig Appetit. Ein Großteil der betroffenen Kinder ist auch lichtscheu. Die überdurchschnittlich großen Augen und Hornhautdurchmesser fallen häufig erst später auf. „Viele Eltern sehen die Augen als ´große Kulleraugen´ und somit fallen die Kinder oft durch ein Raster“, so der Klinikdirektor.

Dabei sollte bei ersten Verdachtsmomenten eines angeborenen Glaukoms möglichst rasch eine Narkoseuntersuchung erfolgen. Bei dieser Untersuchung wird der Augen­innen­druck gemessen, der Hornhautradius bestimmt, die Länge des Augapfels fest­gestellt sowie eine intensive Befundung aller Strukturen des kindlichen Auges vorgenommen. Es kann sein, dass diese erste Untersuchung auch gleich der Operationstermin ist. Prof. Thieme: „Bei diesem Eingriff versucht der Augenchirurg, die krankhaften Gewebe zu entfernen und den Kammerwasserfluss aus dem Auge wieder herzustellen. Es handelt sich somit um eine Augeninnendruck senkende Operation. Nach einer Operation müssen vorübergehend mehrmals täglich entzündungshemmende Augentropfen gegeben werden.“

Anfang Oktober 2014 wurde in der Universitätsaugenklinik Magdeburg das Kinder-Glaukom-Zentrum offiziell eröffnet. „Es bietet eine kompetente Anlaufstelle in der Region für kleine Patienten mit Grünem Star. Nach der Diagnose besprechen wir alles zusammen mit den Angehörigen und bieten die bestmögliche Aufklärung, um mögliche Ängste zu nehmen. Bei der Operation wenden wir neueste Techniken an und kümmern uns um die Nachsorge“, so Prof. Thieme. Das neue Zentrum setzt im Klinikalltag das kindgerechte „DOLORES“-Konzept um. Dieses wurde speziell für Kinder im Alter von zwei bis zehn Jahren und deren Eltern entwickelt, um ihnen einen möglichst stressfreien und angstarmen Klinikaufenthalt zu ermöglichen. Die Kuschelfigur „Schnobbl“ steht bei diesem Konzept im Mittelpunkt, und bleibt neben den Eltern die ganze Zeit an der Seite der jungen Patienten.

„Die wichtigste Herausforderung ist, diese Erkrankung ins Bewusstsein der Eltern zu rücken, sodass man Veränderungen der Augen besser wahrnimmt und dadurch ein frühzeitiges Entdecken möglich ist“, so der Klinikdirektor. In den neuen Bundesländern ist das Universitätsklinikum Magdeburg die erste Einrichtung, die das neue Konzept umsetzt. Bundesweit beteiligen sich bislang noch sechs weitere Kliniken.

Website: http://www.kaug2.ovgu.de/Kinderglaukom.html

Fotos: Universitätsklinikum Magdeburg
Text:     Jacqueline Heß

Letzte Änderung: 01.03.2018 - Ansprechpartner: Webmaster